Neuer Gänsmarkt wird an Hitzetagen spürbar kühler

Veröffentlicht am Dienstag, 20. Februar 2024
 Künftig kühler: Der neue Gänsmarkt bekommt klimastabile und Schatten spendende Baum-Haine, die unterirdisch Regenwasser speichern und miteinander vernetzt sind, sowie eine Sprühnebel-Anlage.
Künftig kühler: Der neue Gänsmarkt bekommt klimastabile und Schatten spendende Baum-Haine, die unterirdisch Regenwasser speichern und miteinander vernetzt sind, sowie eine Sprühnebel-Anlage.

Während die Bauarbeiten in vollem Gange sind, bestätigt nun eine bioklimatische Analyse des Deutschen Wetterdienstes: Der neue Gänsmarkt in Bad Mergentheim wird an Hitzetagen spürbar kühler als bislang.

Über Jahrzehnte war der Gänsmarkt – vor allem durch die Funktion als Verkehrskreuzung – von Asphalt geprägt. Entsprechend stark heizte das gesamte Areal sich auf. Die dort wachsenden Mehlbeeren kamen mit der Hitze nicht zurecht und wurden nach und nach von einem Pilz befallen. Im Zuge der laufenden Sanierung und Neugestaltung werden nun an mehreren Stellen Baum-Haine platziert, die nicht nur mit klimastabilen Sorten bepflanzt werden, sondern auch über ein Rigolen-System miteinander vernetzt sind. Regenwasser wird dem Schwammstadt-Konzept folgend in einer unterirdischen Zisterne gespeichert.

Für ihre Studie haben Fachleute des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die bauliche und begrünte Situation vor Beginn des Umbaus (und noch vor dem Entfernen der kranken Mehlbeeren) verglichen mit den Plänen für die neue Platzgestaltung. Die Daten wurden in zwei unterschiedlichen Berechnungsmodellen verarbeitet: eines ist besonders geeignet, um die Faktoren Sonneneinstrahlung und Schattenwurf zu analysieren; ein zweites Modell legt den Fokus auf die räumliche Dimension von Mikroklima-Faktoren.

Drei Punkte auf dem Platz wurden untersucht: die Platzmitte auf Höhe der Törkelgasse, der Bereich am Kiliansbrunnen sowie der für Außengastronomie genutzte Bereich zwischen Spital und Münster (Kirchgasse). Dabei haben die Fachleute nicht nur die bisherige Wetter-Statistik für Bad Mergentheim herangezogen (Temperatur-Mittel der Jahre 1971 bis 2000), sondern auch zwei Zukunftsszenarien voraus-berechnet, die die verschärften Bedingungen des Klimawandels bereits berücksichtigen. Diese Zeiträume gehen von der deutlich heißeren Phase der Jahre 2031 bis 2060 aus sowie in einem zweiten Szenario vom noch heißeren Zeitraum 2071 bis 2100.

„Man muss aber gar nicht so weit in die Zukunft schauen, um für die positiven Effekte dankbar zu sein, die uns der neue Gänsmarkt bringen wird“, sagt Eva Müller, Stadt- und Landschaftsplanerin im Bad Mergentheimer Bauamt. „Schon jetzt ist Bad Mergentheim ein sehr heißer Ort und sommerliche Hitzetage sind sehr belastend für die Menschen. Von diesen Tagen wird es immer mehr geben. Damit sich Personen trotzdem durch die Stadt bewegen und dort verweilen können, müssen wir Bad Mergentheim kühlen und durchgrünen. Und am Gänsmarkt zeigen wir erstmals, wie das funktioniert.“

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der „gefühlten Temperatur“ zu. Sie berücksichtigt neben der Lufttemperatur auch Einflüsse wie Luftfeuchtigkeit, Wind und Strahlung. Ab einer gefühlten Temperatur von 32 Grad ist das thermische Empfinden des Menschen heiß und die gesundheitliche Gefährdung hoch. Ab 38 Grad ist das thermische Empfinden „sehr heiß“ und die gesundheitliche Gefährdung ist „sehr hoch“.

Die Ergebnisse der DWD-Simulation zeigen, dass die gefühlte Temperatur auf der Platzmitte im Prognose-Zeitraum ab 2031 um bis zu 3,6 Grad Celsius abnimmt, am Kiliansbrunnen um 3 Grad und in der bereits besser verschatteten Kirchstraße immerhin um 2,9 Grad. Hitze-Tage mit einer gefühlten Temperatur von mehr als 32 Grad gehen in allen Bereichen des Platzes deutlich zurück im Vergleich zu der Annahme, dass er baulich unverändert geblieben wäre. Der DWD kommt zu dem Fazit, dass vor allem in der Platzmitte und am Kiliansbrunnen die bioklimatischen Verhältnisse „sichtlich verbessert“ werden.

„3 Grad, das klingt zunächst wenig, macht jedoch in Bezug auf das Temperaturempfinden und die körperliche Belastung einen großen Unterschied aus. Es freut uns sehr, dass die spürbaren positiven Effekte unserer Planung nun vom DWD fachlich bestätigt werden und wir unser Versprechen der Landesgartenschau-Konzeption – nämlich eine Strategie für mehr Grün und Klimaanpassung – einlösen können“, sagt Eva Müller. Zudem leiste die Stadt mit Maßnahmen für Klimaanpassung und kühlere Stadträume einen wichtigen Beitrag, um ihr Prädikat als Kurort langfristig zu sichern.